7 Fragen zum Leben: Uwe Burrichter

Keine grossen Theorien, sondern einfach 7 Fragen über Gott und die Welt. Das ist die “Stadtleben”-Serie, die regelmässig-unregelmässig erscheint: Heute mit Uwe Burrichter, Diakon in der Pfarrei St. Franziskus und Dekan-Assistent Zürich-Stadt.

Wann wären Sie manchmal gerne für einen Augenblick der liebe Gott?
Nie – (lacht) das Hüten des Flohzirkus in Kirche und Welt ist mir zu ambitioniert.

Welche ist die meistunterschätzte Geschichte in der Bibel und warum?

Mk 2,2-5.11: Es dauerte nicht lange, da war das Haus, in dem Jesus wohnte, von Besuchern überfüllt, sodass kein Einziger mehr Platz hatte, nicht einmal draussen vor der Tür. Und er verkündete ihnen Gottes Wort. Da kamen vier Männer, die einen Gelähmten auf einer Bahre trugen. Es gelang ihnen nicht, durch die Menge zu Jesus vorzudringen, deshalb deckten sie das Dach über ihm ab. Dann liessen sie durch die Öffnung den Kranken auf seiner Bahre hinunter. Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: »Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben. Steh auf, nimm deine Bahre und geh nach Hause! Er stand sofort auf, nahm seine Bahre und ging vor aller Augen weg.»

Es geht in dieser Geschichte weniger um den Glauben des Kranken, sondern um das solidarische Handeln und den handfesten Glauben seiner Kollegen. Ich möchte es mal als einen «Stellvertreterglauben» bezeichnen. Damit meine ich die Hoffnung, dass unser Glauben auch anderen helfen kann. So wünsche ich mir Kirche – Heilung kann sich ereignen!

Wann und wo haben Sie zuletzt Gott entdeckt?
Vor einer Woche. Als mich ein Firmling eindringlich und vertrauensvoll fragte: «Herr Burrichter, was ist eigentlich der Sinn unseres Lebens?» – und daraus entstand ein tiefes und bewegendes Glaubensgespräch in der Firmgruppe. Ich finde Gott immer wieder mitten in meinem Alltag, unerwartet und eigentlich unspektakulär.

Was ist das Beste am Leben?
Meine Frau und meine drei erwachsenen Kinder – definitiv!

Was ist für Sie der spirituellste Ort in der Stadt Zürich?
Die Kirche Maria Krönung in Witikon mit ihrer phantastischen Architektur von Justus Dahinden. Dort war ich neun Jahre Pastoralassistent und lernte in diesem wunderbaren Raum frei zu predigen ohne Mikrofon – der Raum hat eine irrsinnige Akustik.

Was ist einfacher: Die Jugend oder das Erwachsenensein und warum?
Zu meiner Zeit war die Jugend einfacher und entspannter. Das war keine heile Welt, ich erlebte auch traurige Erfahrungen wie zum Beispiel die Arbeitslosigkeit meines Vaters oder meine Unmöglichkeit, Französisch zu lernen, was aber schlussendlich weniger tragisch war. Heute tun mir die verplanten und gestressten Kinder und Jugendlichen leid, die keine produktive und damit auch kreative «Langeweile» mehr kennen. Aber seien wir ehrlich: auch das Erwachsensein war früher einfacher mit der traumhaften Erfahrung: ich mache eine, sprich eine einzige Ausbildung, von der ich leben kann und die mich bis zu meiner Pensionierung sinnstiftend erfüllt.

Was würde Gott über Sie sagen?
Ich solle mehr Glauben haben – so wie meine Frau.

Uwe Burrichter bei Radio 1 zum Thema “Fasten”

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