Halloween: «Lust an der Angst»

Mit Halloween feiert das Grauen wieder lustvolle Hochkonjunktur. Was steckt dahinter und wie christlich ist eigentlich das Fest? Christoph Rottler, Seelsorger St. Theresia (Zürich-Friesenberg) im Interview.

Halloween kennt man vor allem als Marketing-Maschine. Was ist der Hintergrund von Halloween?
In der vorchristlichen Zeit, als sich die meisten Menschen in West- und Mitteleuropa zur keltischen Religion bekannten, wurde am 31. Oktober das Fest „Samhain“. Es war das Fest, an dem nach der Ernte der nun beginnenden kalten Jahreszeit gedacht wurde. Gleichzeitig glaubte man, an diesem Tag einfacher Kontakte in das Reich der Verstorbenen zu erhalten, weil an diesem Tag die Toten auf die Suche nach den Lebenden machten. So die Legende.

Aber hat der Brauch auch einen christlichen Hintergrund?
Ja und nein. Der Begriff „Halloween“ entstand erst im Rahmen der Christianisierung im 9. Jahrhundert. Der 31. Oktober wurde weiterhin gefeiert, nun aber unter dem Namen „All Hallows Eve“, also der Vorabend zu Allerheilig, der bekanntlich in katholischen Gegenden noch immer am 1. November begangen wird.

Am 1. November feiern wir offizieller Allerheiligen. Sind diese direkt aufeinanderfolgenden Termine Zufall?
Allerheiligen ist ein katholischer Heiligengedenktag. Mit diesem Fest gedenkt die katholische Kirche sowohl der Frauen und Männer, die nach ihrem Tod vom Papst heiliggesprochenen wurden, aber auch jene Menschen, die laut der katholischen Kirche “um deren Heiligkeit niemand weiss als Gott selbst.”

Christoph Rottler, Seelsorger in St. Theresia (Zürich-Friesenberg)

Papst Gregor IV. «parkierte» diesen Tag allerdings im 9. Jahrhundert auf den 1. November. Der Grund dafür war, dass zu diesem Zeitpunkt nach der Erntezeit die Tische zum Fest reichlicher gedeckt werden konnten. Zufall oder nicht: eine Brücke zum Allerheiligen-Fest der Kelten zu sehen, ist etwas wackelig. Dazu fehlen ausreichende historische Quellen.

Halloween ist mit Schrecken und Horror verbunden. Warum beschäftigen wir uns so leidenschaftlich mit Dingen, die ins eigentlich unangenehm sind?
Ich denke, dass jeder Mensch eine gewisse Lust an der Angst verspürt – daran, sich zu fürchten, zu gruseln, sich der Illusion von Gefahr hinzugeben. Dabei geht es nicht um real erlebte Furcht: Niemand will einem Killer von Angesicht zu Angesicht begegnen. Es geht um die inszenierte Angst. Ihr setzen wir uns freiwillig aus, weil wir darauf vertrauen können, dass die Sache – zumindest für uns – gut ausgeht.

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