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Begegnung

Andreas Kunz (25) ist Seelsorger in der Pfarrei St. Felix und Regula (Zürich-Hard). Ein Gespräch mit ihm über Gott und die Welt.

«Ob man Gott suchen und finden kann? Puuh … suchen auf jeden Fall. Beim Finden bin ich mir nicht so sicher. Man kann Gott kaum suchen und dann – Klick! – findet man ihn. Meine mal bewusste und mal unbewusste Suche hat mich sensibilisiert, Gott in meinem Leben zu entdecken, zu erahnen. Mal hier, mal da. Aber das war keine Glühbirne wie in einem Comic, die irgendwann hell aufblinkte und schon war Gott klar und deutlich für mich fassbar.

Mein Weg in der Kirche begann in Bülach in der Pfarrei Dreifaltigkeit. Ich besuchte den Religionsunterricht, war dort vier Jahre in der Jungwacht und seit der Erstkommunion Ministrant. Es war aber keine besondere Frömmigkeit, die mich damals antrieb. Nein, ich fühlte mich einfach in der Pfarrei aufgehoben. Sie ist eine Art Heimat, wo ich Menschen treffe, mit denen ich mich wohlfühle. Vermutlich ist dies der grosse Unterschied zu einer Vereins-mitgliedschaft, bei der man in erster Linie durch ein Thema, einen Sport miteinander verbunden ist. In der Kirche gibt es gewissermassen auch ein gemeinsames Thema. Da ist aber etwas, das tiefer geht, ohne dass es immer thematisiert werden muss. Ich weiss, dass hier die Menschen ähnlich fühlen wie ich. Das ist jetzt nicht etwa gegen das Vereinswesen gerichtet. Ich selbst gehe beispielsweise regelmässig mit Freunden an EHC-Kloten-Spiele und bin auch im Bogenschützenverein tätig, unterdessen seit fast zehn Jahren. Obwohl ich heute in der Stadt Zürich arbeite, trainiere ich nach wie vor in Bülach. Am Bogenschiessen schätze ich den Aspekt der Konzentration, den Fokus auf den Moment – eine gute Schule für den hektischen Alltag, das Leben überhaupt.

Mein Theologiestudium schloss ich 2022 ab. Heute arbeite ich in der Pfarrei St. Felix und Regula als Seelsorger. Unser Quartier ist eine lebhafte und spannende Mischung von Kulturen, Generationen und sozialen Schichten. Man erlebt, wie Zürich urbaner und grösser wird.

Spiritualität in der Stadt, das ist eine Herausforderung. Tagsüber bei der Arbeit, zwischen den Terminen, ist es oft ein Kampf, eine solche Ruhe zu finden. Ich habe es mir so eingerichtet, dass ich mir abends Zeit nehme, um etwas zu lesen, für ein Lied oder für ein Gebet. Manchmal funktioniert es, manchmal weniger. … was ich Gott fragen würde, wenn er mir gegenübersitzen würde? Auch wenn ich Überraschungen liebe, würde mich eines trotzdem wundernehmen: Wohin wird mich mein Leben führen?»

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