Kirche gegen Ausgrenzung von LGBTIQ*-Menschen

Unter dem Label “Segen für alle” lädt Katholisch Stadt Zürich am 10. Mai alle sich liebenden Paare ein sich segnen zu lassen. Von 16 bis 21 Uhr stehen Seelsorgende auf dem Platzspitz, um Segen zu spenden. Initiator Meinrad Furrer zu den Hintergründen.

Die Aktion ist ein mutiges Zeichen. Was bedeutet die Lancierung für Sie als Initiator?

Ich habe immer mit allen Menschen und Paaren für den Segen Gottes gebetet, die mich darum gebeten haben. Es geht dabei schon auch um ein heilsames Zeichen, aber genauso wichtig ist es, einfach die Freude an einer Beziehung zu feiern. 

Aber die Diskussion rund um das Segensverbot hat eine neue Stufe erreicht.
Ja, ich würde es als Paradigmenwechsel bezeichnen. Nun müssen sich nicht mehr jene rechtfertigen die segnen, sondern jene, die Segen verweigern. Auf allen Ebenen der kirchlichen Hierarchie bekunden jetzt Menschen, dass dieses Verbot für sie irrelevant geworden ist.

Was ist für Sie das Schwerwiegendste am Segensverbot?

Die Kirchenleitung disqualifiziert sich selbst. Durch die Missachtung der theologischen und humanwissenschaftlichen Forschung ist die Kirche in ihrer Botschaft nicht mehr anschlussfähig. Sie verliert dadurch auch die Autorität, in Beziehungsfragen eine hilfreiche spirituelle Stimme zu sein. Das ist sehr schade.

Ist die Aktion auch ein Zeichen, dass die katholische Kirche der Stadt Zürich das Segensverbot nicht akzeptiert?

Wir haben auf jeden Fall die Unterstützung für diese Veranstaltung. Und das ist ein gutes Zeichen.

Meinrad Furrer, Beauftragter Spiritualität bei Kirche urban (Katholisch Stadt Zürich)

Was geht in LGBTIQ*– oder eben – queeren Menschen vor, die regelmässig diese Schläge einstecken muss?

Die lange Geschichte der Ablehnung von queeren Lebensweisen geht tiefer als man als Aussenstehender meinen würde. Sie führt dazu, dass sich queere Menschen fatalerweise – wenn auch unbewusst – wegen ihrer Lebensweise sogar selber ablehnen. Das führt wieder zu inneren, qualvollen Konflikten. So lässt sich auch erklären, warum die psychische Gesundheit bei queeren Menschen prekärer ist als beim Durchschnitt der Bevölkerung. Auch die erhöhte Suizidrate bei queeren Menschen hängt direkt damit zusammen. Solche Verbote helfen mit, dass es so bleibt.

Wie viele Menschen erwarten Sie?

Schwierig zu sagen. Es bleibt abzuwarten, wie weit diese Kontakte zur Sichtbarkeit der Aktion beitragen. Ich stelle auch fest, dass viele Menschen eine solche Aktion der katholischen Kirche verständlicherweise als unstimmig erleben. Zudem ist es natürlich eine Hürde, sich öffentlich zu zeigen als Paar und um einen Segen zu bitten. Lassen wir uns also überraschen, was die Aktion auszulösen vermag.

AngebotSegensfeier für alle
OrganisatorKirche urban (Katholisch Stadt Zürich)
OrtPlatzspitz Park Zürich
Datum10. Mai 2021
Zeit10:00-21:00 Uhr
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