Kolumne: Ein “sinnvoller” Krieg?

Hat Krieg einen Sinn? Kann es Freiheit durch Krieg geben? Manfred Kulla ist Vorstandsmitglied des Dekanats Zürich-Stadt und Seelsorger in Herz Jesu-Oerlikon. Seine Gedanken zu diesem Thema erschienen im Pfarreiblatt Schwyz.

Wer hätte im März vergangenen Jahres damit gerechnet, dass jetzt im Januar der Krieg in der Ukraine immer noch tobt. Wahrscheinlich werden wir demnächst den ersten Jahrestag des Kriegsbeginns begehen.

Es ist viel darübergeschrieben worden, wie sinnvoll es ist, Waffen an die Ukraine zu liefern. Diese Diskussion möchte ich nicht wieder aufgreifen. Aber mich stimmt es nachdenklich, wenn Kommentator*innen bemerken, in der Ukraine würde unsere Freiheit verteidigt. Damit wird dem Krieg ein tieferer Sinn zugesprochen. Doch ich wehre mich dagegen, das gegenseitige Töten von Menschen und die Vernichtung von Gütern auf beiden Seiten für sinnvoll zu erklären.

Das systematische Töten von Menschen ist immer sinnlos. Jeder Soldat, der getötet wird, ist einer zu viel, egal welche Seite die Verluste zu beklagen hat. Es gibt weder «gute» noch «böse» Gefallene.

Der grosse evangelische Theologe und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus Dietrich Bonhoeffer hat bereits 1934 in einer prophetischen Rede festgehalten, dass weder eine Sicherheits- noch eine Abschreckungspolitik Frieden bringen kann. Frieden sei immer ein Wagnis und könne nur mit Vertrauen auf Gottes Führung erreicht werden.

Es ist unsere Aufgabe, auf beide Seiten einzuwirken, dass sie das Wagnis eingehen und Wege zu einem Waffenstillstand und dann zu einem dauerhaften Frieden suchen. Wir dürfen uns nicht mit der Existenz des Krieges mitten in Europa abfinden. Unser tägliches Gebet für den Frieden ist der Stachel im Fleisch der Gewalttätigen.”

    

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